Thema: "Der Erlkönig" als Kurzgeschichte Sa Mai 26, 2012 5:45 am
Im Deutschunterricht behandeln wir gerade Balladen und ich habe mal aus der Ballade "Erlkönig" von Johann Wolfngang von Goethe eine Kurzgeschichte gemacht. Einige Sachen, wie den Anfang habe ich selbst dazuerfunden. Ich hoffe, sie gefällt euch, über Kommis würde ich mich freuen^^
Spoiler:
Der Morgen war kalt, als alles begann. Der Junge lag in seinem Bett, eingewickelt in weiße Leinen. Ausnahmsweise wollte er einmal nicht aufstehen, wie er es sonst immer so früh tat, während seine Eltern noch schliefen. Er wollte nur liegen bleiben und sich ausruhen. Sein Kopf dröhnte und er fühlte sich schlapp. Ihm war so heiß, dass er die Decke hatte wegwerfen wollen, doch seine Eltern hatten ihn darin nur umso fester eingewickelt. Er wusste, sie waren nur besorgt um ihn, doch er hielt es selbst für besser, ohne Decke dazuliegen. „Was meinst du, ist mit ihm los?“, fragte eine Frauenstimme. Der Junge schlug die Augen auf und sah seine Mutter und seinen Vater über sich stehen. Er fragte sich, warum sie nicht selbst noch schliefen. Ob sie sich nicht selbst schlapp fühlten und lieber in ihrem Bett liegen wollten. „Ich weiß es nicht“, antwortete der Vater. „Wir müssen gucken, wie es sich entwickelt. Erst dann können wir etwas dagegen tun.“ „Aber wogegen denn überhaupt? Wir wissen doch nicht einmal, was er hat!“ Die Mutter seufzte einmal laut und schaute besorgt auf ihren Sohn. „Lass uns doch erst mal abwarten. Sicher ist es keine schlimme Krankheit, wenn es denn eine ist.“ „Was sollte es sonst sein? Natürlich ist es eine Krankheit. Wir müssen mit ihm zu einem Mediziner fahren. Er muss behandelt werden.“ Die Mutter beharrte drauf, nur das Beste für ihren Sohn zu tun. Doch der Vater wusste, das würde nicht einfach sein. „Aber ich kann das jetzt nicht machen. Ich kann ihn jetzt nicht zum Arzt fahren. Wilhelm wartet auf mich. Du weiß doch, Liebling, heute ist der Tag, ich muss beim Bau seines Hauses mithelfen.“ Die Worte des Vaters klangen herzlos, doch im Inneren war er mindestens so besorgt um seinen Sohn wie seine Frau es war. „Ja, ich weiß. Ich werde mich um ihn kümmern. Ich bin mir sicher, es wird im wieder gut gehen. Später. Geh nur. Aber komm bitte bald zurück!“ Der Vater versprach es und machte sich auf den Weg, ein paar Straßen weiter, um bei dem Bau von Wilhelms Haus zu helfen. Als er zurückkam, war schon die Nacht eingebrochen. Die Männer hatten so lange gearbeitet, bis sie vor Müdigkeit fast zusammenbrachen. Der Mond schien nicht sehr hell, nur gerade genug, um dem Vater seinen Weg nach Hause zu erleuchten. Er trat durch die Tür und sah seine Frau mit dem Jungen auf einem Stuhl sitzen. Er hatte den Kopf in ihrer Schulter vergraben und der Vater sah kleine Tränen seine Wangen herunter laufen. „Es ist schlimmer geworden“, schluchzte die Mutter, als sie bemerkte, dass ihr Mann zurückgekehrt war. „Du musst jetzt los und mit ihm zum Arzt gehen. Anders geht es nicht, du weiß, ich kann nicht reiten.“ Der Vater des Jungen erkannte den Ernst der Lage und handelte schnell. „Ja, ich gebe mein Bestes und das Pferd wird auch sein Bestes geben“, beruhigte er seine Frau, nahm ihr den Jungen ab und kletterte zusammen mit ihm auf den Rücken des Pferdes. „warum ist der Pferd plötzlich weiß?“, fragte der Junge. Der Vater schaute nach unten, aber das Pferd war nicht weiß. Es war ein schwarzer Rappe mit grauen Flecken. „Das Pferd ist schwarz, nicht weiß“, versuchte der Vater zu erklären. Aber sein Sohn schaute ihn nur ungläubig an. Dann ritten sie los. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren und die Nacht war ebenso kalt, wie schon der Morgen gewesen war. Der Vater schaute seinen Sohn an und versuchte, noch einmal etwas über die Krankheit herauszufinden. Der Junge hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den der Vater bei ihm noch nie gesehen hatte. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“, fragte der Vater seinen Sohn besorgt. Darauf bekam der Vater eine Antwort, die er nicht erwartet hatte. „Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?“ Der Vater verstand nicht, was sein Sohn damit meinte. Doch dann machte er in der Ferne einen Nebelhauch aus, der auf sie zukam. Sie ritten auf einen Wald zu, er hatte schon oft erlebt, dass es im Wald nachts nebelig war. „Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif“, erklärte der Vater und er war erleichtert, dass er eine so logische Erklärung dafür gefunden hatte. Der Sohn jedoch hörte die Stimme des Erlkönigs. Sie versuchte, ihn dazu zu überreden, mit ihm zu kommen. Er versprach ihm, dass er schöne Spiele spielen würde und er erzählte etwas von wunderschönen Blumen an noch hübscheren Stränden. „Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, was Erlkönig mir leise verspricht?“ Mit leichtem Unbehagen fand der Vater auch dafür eine Erklärung. „Sei ruhig, mein Kind! In dürren Blättern säuselt der Wind.“ „Willst, feiner Knabe, du mit mir gehen? Meine Töchter wollen sich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ Doch der Junge wollte nichts davon hören was der Erlkönig ihm versprach. Er wollte nur, dass der Erlkönig verschwand. Er unternahm noch einen weiteren Versuch, seinem Vater vom Erlkönig zu erzählen. „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort, Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?“ Dem Vater wurde noch unbehaglicher zu Mute. Diesmal brauchte er eine Weile, um eine Erklärung für die Aussage seines Sohnes zu finden. Sie ritten gerade an einer Gruppe von Weiden vorbei. In der Dunkelheit waren sie von einem grauen Schimmer umgeben. Er nutzte sie sogleich als Grundlage für seine Erklärungen. „Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau; es scheinen die alten Weiden so grau.“ Die Weiden waren schon fast wieder verschwunden, doch der Vater war sich sicher, dass sein Sohn sie wenigstens ein paar Augenblicke lang gesehen hatte. Glaubte er seinem Vater? Oder war er schon so tief in seinen Fantasien versunken, dass er gar nichts mehr glaube, was jemand anderes ihm sagte? Inzwischen waren Vater und Sohn aus dem Wald heraus geritten und befanden sich nun auf einem Feld. Jetzt war der Weg bis zum Hof des Arztes nicht mehr weit. Der Vater war sich ganz sicher, dass er es würde schaffen können. Der Sohn musste nicht mehr lange durchhalten. Doch er musste kämpfen. Er wusste, sein Sohn war schon immer stark gewesen. Doch von so einer schweren Krankheit wurde er vorher noch nie heimgesucht. „Wir haben es gleich geschafft, halt durch, mein Sohn!“, versuchte er, ihn zu beruhigen. Doch der Sohn ließ sich ganz und gar nicht beruhigen. Kalten Angstschweif rann seinen Rücken hinunter. Noch immer hatte er den Erlkönig gut im Blick, der neben ihnen her flog, ganz ohne Pferd. „Ich liebe dich“, sagte der Erlkönig. Erst war seine Stimme leise, doch sie wurde immer lauter. Immer eindringlicher und je mehr er redete, desto stärker packte en Jungen die Angst. „Mich reizt deine schöne Gestalt; und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“ Der junge begann zu schreien. Es war ein schrei voller Verzweiflung und dem Vater wurde kalt. Jetzt bekam er erste Zweifel, ob sein Sohn es wirklich würde durchhalten können, bis sie den Hof erreichten. Doch in der Ferne konnte er schon die Häuser ausmachen, sicherlich war es jetzt wirklich nicht mehr weit sein. „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Der Erlkönig hat mir ein Leids getan!“ In Gedanken trieb der Vater das Pferd immer mehr an. Sein Sohn schwitzte nun nicht mehr. Sein Körper fühlte sich schlaf und eiskalt an. Es war anstrengend, den Körper auf dem Pferd zu halten. Und tief in seinem inneren wusste der Vater schon, dass es zu spät war. Er hätte nicht mithelfen sollen, das Haus aufzubauen. Er hätte gleich am Tage mit seinem Sohn zum Arzt reiten sollen. Das wäre die letzte Möglichkeit gewesen, das Leben zu retten. Doch ein letzter Hoffnungskeim steckte noch tief in seinem Herzen und zuversichtlich hob er seinen Sohn vom Pferd, als er am Hof des Arztes ankam. Er legte ihm die Hand auf die Brust. Wartete auf das leichte Hämmern und das Pulsieren seines Pulses. Doch er wartete vergeblich. Der Erlkönig hatte seinen Sohn zu sich geholt. Er hatte sie verlassen. Der Vater wusste nicht, wie er von jetzt an ohne seinen Sohn würde leben können. Und tatsächlich hielt er es nicht durch. Er starb, kurz nachdem er den mühevollen Weg nach Haus zu seiner Frau zurückgeritten war. Man begrab sie nebeneinander. In dem Grabstein war eine Innenschrift geritzt: Niemand wird für immer von uns gehen. Ein jeder bleibt uns in Erinnerung, tief in unseren Herzen.
Flügelstern Anführer/ in
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Thema: Re: "Der Erlkönig" als Kurzgeschichte Sa Mai 26, 2012 5:56 am
OMG das Gedicht hatten wir ich habe es gaheasst -.-
werde die Kurzgeschichte erstmaö nicht lesen können aber da ich schon so ein Vorurteil bei dem Gedicht habe vermutlich auch die bessere Idee
Gast Gast
Thema: Re: "Der Erlkönig" als Kurzgeschichte So Mai 27, 2012 9:18 am
Na, wenn du die Ballade schon nicht mochtest, magst du meine Geschichte dazu sicher auch nicht^^ Ist ja nicht shclimm, jeder hat einen anderen geschmack. Bei den Balladen konnten wir zwischen viel wählen: Erlkönig, die Loreley, den Handschuh und John Meynerd (keine Ahnung, wie man letzteres schreibt). Mit der Loreley kionnte ich shcon was anfangen, aber die haben so viele gwählt o.O Mit den anderen beiden konnte ich halt nicht so viel anfangen, dann habe ich lieber eine genommen, die schon ganz okay ist, auch wenn sie eben traurig endet.